Der Melatenfriedhof in Köln - mehr als ein Ort der Trauer

Der Melatenfriedhof ist für mich eine ganz besondere Ecke in Köln. Ich bin nicht weit davon entfernt aufgewachsen und war dort schon als kleines Kind mit meiner Mutter Eichhörnchen füttern.

 

Später hatte ich eine Zeit lang beruflich mit Melaten zu tun und bis heute zieht es mich immer mal wieder dorthin. Nicht nur um die Gräber meiner Familie und Freunde zu besuchen, sondern weil dieser Friedhof für mich eine ganz besondere Oase der Ruhe und der Entspannung ist.

 

Ich weiß von vielen Leuten, die regelmäßig hierhin kommen, um abzuschalten, spazieren zu gehen oder um andere Menschen zu treffen. Menschen, die vielleicht ebenfalls gerade jemanden verloren haben, mit denen sie reden können, mit denen sie Erinnerungen am Leben erhalten können.

 

Eingangstor zu Melatenfriedhof an der Aachenerstraße
Eingang zum Melatenfriedhof, Aachenerstraße

Die Geschichte des Friedhofs beginnt im frühen Mittelalter

Im 12. Jahrhundert befand sich auf dem Gelände des heutigen Friedhofs, das damals weit außerhalb der Stadttore lag, ein Heim für Leprakranke. Daher auch der Name Melaten, der sich aus dem französischen Wort „malade“ (krank) ableiten lässt.

 

An diese Zeit erinnert die Figur des „Schellenknechts“, die auf der Aachenerstraße direkt am Eingang der alten Kapelle steht.

 

Schellenknecht, Melatenfriedhof, Köln
Der Schellenknecht an der Mauer Aachenerstraße

Der Schellenknecht lief damals vorneweg, wenn die Kranken an Feiertagen zum Betteln in die Stadt durften.

 

Die Inschrift lautet:

Gedenke, dass du sein wirst, was wir sind.

Den Kranken Kölns ein Denkmal.

 

St. Maria Magdalena und Lazarus: Die Kapelle ist älter als der Dom

Die Kapelle heißt St. Maria Magdalena und Lazarus. Sie wurde 1245, also 3 Jahre vor der Grundsteinlegung des Doms, geweiht. Damals sah die Kirche allerdings noch etwas anders aus. Sie hatte ein Hauptschiff, das für die Kranken bestimmt war und ein kleineres Seitenschiff, für die gesunden Kirchenbesucher.

Kapelle, Melaten, Eingang Aachenerstraße
St. Maria Magdalena und Lazarus

Als die Franzosen im Jahr 1794 in Köln einzogen, veränderte sich das Friedhofswesen.

Aus hygienischen Gründen durften keine Beisetzungen mehr innerhalb der Stadtmauern stattfinden, und so wurde der Melatenhof als neuer Bestattungsplatz ausgewählt.

 

Die Gestaltung des Friedhofes übernahm Ferdinand Franz Wallraf, der sich den Pariser Friedhof Père Lachaise zum Vorbild nahm.

Geweiht wurde der Melatenfriedhof dann im Jahr 1810 durch Dompfarrer Michael Joseph Dumont. Die Friedhöfe, die innerhalb der Stadtmauer lagen, wurden geschlossen. 

 

Ein Spaziergang über den Melatenfriedhof ist ein Spaziergang durch die Geschichte Kölns

Man kann hier einiges über das Leben und die Mentalität der Menschen erfahren, die in dieser Stadt leben und gelebt haben.

 

So ist es auch kein Wunder, dass selbst der Karneval hier allgegenwärtig ist:

Der Melatenfriedhof - jeder Besuch ist anders

Mystische Ecken, imposante Engel und monumentale Grabsteine

Jetzt war ich ja schon sehr oft auf dem Melatenfriedhof. Trotzdem behaupte ich mal, dass kein einziger Spaziergang so war, wie der andere. Es gibt hier immer wieder etwas Neues zu entdecken oder neue Stimmungen einzufangen. 

 

Auch gehe ich nicht jedes Mal mit derselben Absicht über den Friedhof.

Manchmal suche ich nach bestimmten Gräbern und lege mir vorher schon den Weg zurecht (das macht für mich absolut Sinn, denn ich habe mich hier schon mehr als einmal verlaufen). 

 

Hin und wieder stelle ich meine Spaziergänge auch unter ein bestimmtes Motto. Dann achte ich das eine Mal vielleicht vermehrt auf die Grabbepflanzungen, ein anderes Mal mehr auf besondere Grabsteine oder ich sehe mir die Grabinschriften an, die so viel über den Verstorbenen selbst, seine Hinterbliebenen oder die Zeit, in der sie entstanden sind, ausdrücken können:

 

Und dann gibt es noch die Tage, an denen ich einfach drauflosspaziere und den Friedhof auf mich wirken lasse. Das sind dann die Tage, an denen ich voll und ganz bei mir bin. An denen ich auch irgendwann meine Kamera wegpacke, um mich einfach nur der ganzen Atmosphäre hinzugeben.

Mich vielleicht irgendwo hinsetze und meine Gedanken aufschreibe oder einfach nur der Stille lausche.

 

Bevor jetzt ein Einwand kommt: Ich weiß, dass dieser Friedhof oft alles andere als still ist, trotzdem finde ich fast immer irgendwo eine ruhige Ecke.

Welche Wirkung der Friedhof an solchen Tagen auf mich hat, hängt natürlich auch sehr viel mit meiner eigenen Stimmung zusammen.

So wirkt manch eine Statue an einem Tag bedrohlich und am nächsten Tag kann sie mir nichts mehr anhaben.

 

Bin ich an einem Tag vielleicht voller Trauer, wenn ich an den verlassenen Gräbern vorbeigehe, spüre ich an einem anderen Tag  die Hoffnung, die von vielen Engeln ausgeht. 

Aber eines haben alle Engel und Statuen gemeinsam: Lässt man sich auf sie ein, beflügeln sie die Fantasie.



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Kommentare: 1
  • #1

    Horst Kühr (Sonntag, 20 Januar 2019 12:40)

    Meisten ist für mich der interessantes Friedhof in Köln. Vor allem kann man immer wieder neues entdecken. Ich habe schon 3 Führungen mit gemacht und jede war anders. Kann man nur weiterempfehlen.