Irgendwann letzte Woche habe ich mich früh zu einem Spaziergang aufgemacht. Um der Hitze ein wenig zu entkommen, bin ich erst einmal an den schattigen Alleen der Lindenthaler Kanälen entlangspaziert und anschließend in den Stadtwald eingetaucht.
Hin und wieder begegnete mir ein Jogger oder ein Spaziergänger mit seinem Hund und ich konnte einfach meinen Gedanken nachhängen. Gedanken über mich, über meine Zukunft, einfach über alles, was eben so kommt, wenn man ohne bestimmtes Ziel durch die Gegend spaziert.
Jetzt sitze ich hier am Stadtwaldweiher und genieße diesen traumhaften Anblick. Die Sonnenstrahlen lassen den See glitzern. Es sieht aus, als hätte jemand tausende von Diamanten hinein geschüttet. Am anderen Ende des Weihers spiegelt sich das saftige Grün der Bäume im Wasser und am Ufer kommen ein paar Enten ihrer morgendlichen Federpflege nach.
Wunderschön. Genau der richtige Augenblick um mein Smarthphone aus der Tasche zu holen und ein Foto zu machen. Diesen Anblick muss ich einfach teilen.
Stop!
Muss ich?
Ist es nicht genau das, was ich vermeiden möchte und was ich bei anderen so oft kritisiere? Bin ich nicht diejenige, die Menschen dazu animieren möchte, schöne Augenblicke einfach nur zu genießen? Ohne darüber nachzudenken, wie man das alles am besten in Szene setzen könnte. Und überhaupt: Habe ich mich eben auf dem Weg nicht schon wieder viel zu oft dabei erwischt, wie ich mir Gedanken über meinen nächsten Facebookpost gemacht habe, anstatt einfach nur den Boden unter meinen Füßen zu spüren?
Ich denke wieder an meine früheren Köln Spaziergänge zurück. Als ich alles fotografiert habe, was mir vor die Linse kam. Als ich später nicht mehr wusste, welches Bild ich wo gemacht habe. Damals habe ich mir eingebildet, das würde meine Achtsamkeit schulen. Tut es nicht. Meine Achtsamkeit schule ich, indem ich den Augenblick wahrnehme und nicht, indem ich ihn konserviere und darüber nachdenke, wie er später auf Instagram wirkt.
Ich mache ein Foto. Eins. Den Rest dieses Morgens werde ich in meinem Herzen tragen. Ich stehe auf und mache mich auf den Heimweg. Meine Gedanken beschäftigen sich damit, wie ein gesunder Mittelweg aussehen könnte.