Seit ich denken kann, spaziere ich durch Köln. Es war mir schon immer wichtig, meine nähere Umgebung richtig kennenzulernen. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert.
Dabei interessieren mich aber nicht (nur) die Dinge, die in jedem Fremdenführer stehen oder die in den Geschichtsbüchern nachzulesen sind. In erster Linie geht es mir um die vielen kleinen Geschichten, die dahinterstecken.
Und dann natürlich um die Menschen, die diesen Geschichten ein Leben einhauchen und ohne die Köln nicht das wäre, was es ist.
Vielleicht entdeckst du dort ja einige Ecken von Köln, die du bisher noch nicht kanntest.
Kölner. Man sagt ihnen ja einiges nach: Weltoffenheit, Toleranz, Humor, Geselligkeit ... ob das alles stimmt? Ja, ich würde mal sagen, da ist mit Sicherheit etwas dran.
Es gibt da allerdings auch ein paar weniger charmante Eigenschaften, die dem Kölner anhaften: Oberflächlichkeit, Unzuverlässigkeit ... und ... ja, manche sagen tatsächlich, die Kölner seien selbstverliebt.
Was natürlich Quatsch ist. Die Kölner wissen eben einfach nur, dass sie einzigartig sind ;)
Ne aber jetzt mal Spaß beiseite: Kölner sind tatsächlich etwas Besonderes. Aber nicht, weil sie Kölner sind, sondern weil jeder Mensch, egal wo er herkommt, auf seine Art etwas ganz Besonderes ist. Und weil jeder Mensch, egal wo er herkommt, sein Umfeld und seine Stadt prägt. Mit seinen Worten und mit seinen Taten.
Mir geht es bei meinen Porträts um die Menschen, die Köln zu dem machen und gemacht haben, was es ist. Und damit meine ich nicht (nur) die großen Kölner, denen man ein Denkmal gesetzt hat.
Nein, manchmal sind das einfach "Lück, wie ich un do ..."
Heute Morgen bin ich, wie so oft, über den Melatenfriedhof spaziert. Irgendwie hatte ich heute aber ganz andere Gedanken als sonst. „Schuld“ daran war wohl ein Kapitel aus einem Buch über Biografiearbeit, das ich gerade lese. Es ging darin um „Oral Historie“, also um mündlich überlieferte Geschichte(n), die von Zeitzeugen erzählt werden, die aber (in der Regel) in keinem Geschichtsbuch erwähnt werden.
Am 28. Juli 1993 kletterte ein bunt gekleideter Mann auf das Dach des Messeturms im Kölner Rheinpark. „Bewaffnet“ war er mit einer Flex, einem Schweißgerät und einer riesigen Portion Idealismus.
Sein Name: Hermann Götting